Die Gilde bis 1918Durch das Erlöschen der Brandversicherung war die Mitgliedschaft in der Gilde nicht mehr an den Besitz eines Hauses oder Grundstücks gebunden. Somit konnten auch wieder Mitglieder aus dem klösterlichen Gaarden aufgenommen werden. Dies geschah anfänglich auf Vorschlag eines Gildebruders und durch das »Ballotement« während einer Vollversammlung vor geöffneter Lade. Jedes Gildenmitglied hatte dabei eine weiße und eine schwarze Kugel. War er für die Aufnahme des Vorgeschlagenen, so warf er die weiße Kugel in den »Ballotementkasten«, war er dagegen, die schwarze. Nachdem alle »abgestimmt« hatten, gab der Vorsteher das Ergebnis bekannt. War der Vorgeschlagene einstimmig aufgenommen, gab er nicht selten eine Lage Bier.
Dieses Verfahren wurde später auch aufgehoben, weil es zuviel Zeit in Anspruch nahm. Danach geschah die Aufnahme dadurch, daß ein Gildebruder den Aufzunehmenden vorschlug und sich für dessen Würdigkeit verbürgte. In der Vollversammlung wurden dann die Namen der Aufgenommenen bekanntgegeben. Heute kann sich ein Interessent entweder selbst oder durch einen Gildebruder um die Aufnahme bewerben, womit er durch seine Unterschrift im Aufnahmeformular zum »Rekruten« der Alten Gaardener Gilde wird. Am darauffolgenden Gildefest wird er dann feierlich durch den Eid auf die Gildefahne zum Gildebruder ernannt. Er erhält unser Gildesymbol, den silbernen Vogel und die Satzung.
Neben der Förderung des Schießsports wurde aber auch die Geselligkeit eifrig gepflegt. Die Gildefeiern waren seit den frühesten Zeiten die schönsten Feste für die ganze Bevölkerung. Alt und jung, hoch und niedrig beteiligten sich daran, Standesunterschiede kannte man nicht.
Vor dem 1. Weltkrieg waren die Gaardener Gildefeiern in ganz Kiel bekannt und beliebt. Herrliche Gildetage wurden beim alten Ferdinand Bruhn in seinem idyllisch gelegenen Lokal und Garten abgehalten. Die dort gebotenen Volksbelustigungen der verschiedensten Art lösten ungetrübte Freude aus. Man vergaß in diesen Tagen gern die Nöte und Sorgen des Alltags.
Als das Ferdinand-Bruhn'sche Gewese dem Neubau der »Concordia« weichen mußte, wurde der alte fröhliche Gildegeist mit in das neue Gildehaus übernommen. In jedem Jahr wurde das Fest allerdings stets der Zeit entsprechend gefeiert. Vor dem 1. Weltkrieg fielen während der Kriegsjahre zwar die Volksbelustigungen fort, aber das Schießen wurde nicht eingestellt. Welcher »vaterländische Geist« in der Gilde herrschte, beweist die Niederschrift in dem Protokoll, daß zu dem Schleswig-Holsteinischen Befreiungskrieg 1848/51 sich sämtliche Schützen zum Schutze der Heimat zum Kriegsdienst meldeten. Um aber auch der Gildepflicht zu genügen, wurden Leute gegen Bezahlung angenommen, die bei Lieferung der Waffen und Munition den Vogel abschießen mußten. Während des 1. Weltkrieges wurde das Schießen eingestellt. In einer ordentlichen Generalversammlung der Gilde am 30. Mai 1915 wurde der Antrag des Gildebruders H. Reimer beschlossen, die Gildefeiern ausfallen zu lassen. Dafür versammelten sich die trinkfesten Gildebrüder zum traditionellen Gildefrühstück in der »Dorfschänke«. Hierbei wurden »Liebesgaben« gesammelt, die von zahlreichen Gildebrüdern und Gildeschwestern gestiftet wurden, um vor allen Dingen die im Felde stehenden Gildekameraden damit zu erfreuen. Bei diesem Krieg hat so mancher Gildebruder seine »Treue zum Vaterland« mit dem Leben bezahlt; mancher wurde schwer verwundet. |
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