Alte Gaardener Gilde von 1738 e.V.

Das Jahr 1925 - Eine neue Fahne


Nachdem der 1. Weltkrieg überwunden war und die schweren Kriegsfolgen langsam durch unermüdlichen Fleiß weitestgehend beseitigt waren, wuchs auch die Gilde beständig an. In dieser Zeit war mehr denn je eine starke Gemeinschaft gefragt, um die Probleme der Zeit und die Planung der Zukunft zu bewältigen. So war es gar nicht verwunderlich, daß die Gilde im Jahre 1925 schon wieder über 250 Mitglieder zählte.

 

Was der Gilde noch fehlte, war eine neue Fahne, denn von der alten war nicht mehr viel übrig. Sie hatte im vergangenen Krieg schwer gelitten. Vor 38 Jahren war sie feierlich geweiht worden. Eine in früheren Jahren veranstaltete Fahnensammlung ging leider durch die Inflation wieder verloren. Doch dank der großen Opferbereitschaft und dem unermüdlichen Einsatz von Gildebruder Andreas Petersen konnte die Summe für eine neue Fahne aufgebracht werden. Diese wurde dann bei der Bonner Fahnenfabrik bestellt und zur vollsten Zufriedenheit geliefert.

 


Die Fahnenweihe fand am 5. Juli 1925 auf dem festlich geschmückten Eintrachtsportplatz (heute Busbahnhof Diedrichstraße) statt. Dazu schrieb die Presse:

 

»Hier war eine geräumige Empore aufgebaut, auf welcher außer den Herren vom Vorstand auch die Fahnenabordnungen der am Feste teilnehmenden befreundeten Gilden Aufstellung nahmen. Der erste Vorsitzende, Herr Reimers, richtete an die zahlreiche Versammlung herzliche Willkommensworte, und unter der Leitung seines Dirigenten, Chormeisters Steger, sang der Gaardener Gesangverein von 1862 ein Lied. Ehrengildebruder Bracker weihte mit treffenden, zur Einigkeit mahnenden Worten die Fahne, welche von jungen Damen getragen wurde. Der Redner hat vor 38 Jahren auch die alte Fahne geweiht. Nach einem vom Gaardener Gesangverein von 1862 gesungenen Weihelied überreichte Fräulein Willert mit einem kraftvoll gesprochenen Prolog drei von den Gildeschwestern gestiftete Fahnennägel. Von den Vorsitzenden der an der Feier teilnehmenden Gilden wurden gleichfalls Fahnennägel überreicht.« (Kieler Zeitung)

 

Der Prolog, geschrieben von J. Asmussen und gesprochen von Fräulein Emmi Willert, hatte folgenden Wortlaut:

 

Nach langen, sturmbewegten Jahren

ist Friedensarbeit bei uns heimgekehrt.

Wenn auch im deutschen Land noch Feindesscharen

uns wollen knechten, wollen nehmen uns die Ehr'!

Es soll der Feind uns nicht die Knie beugen!

Wir wollen unser Deutschtum halten hoch!

Wir wollen stolz der ganzen Welt es zeigen:

Wir wollen vorwärts! Dazu helf uns Gott.

Das deutsche Volk ist einig sich geblieben

an Deutschtum, Ehr' und Lieb' zum Vaterland.

Und wenn auch einst der Himmel wollt sich trüben,

so war'ns nur fremde Menschen, war's nur fremder Tand.

 

Auch unsre Gilde zeigt ein neues Leben,

ein Zug nach vorwärts, aus der Not der Zeit.

Nach Einigkeit, nach Recht gilt unser Streben!

Wir woll'n zusammensteh'n in Freud und Leid!

Als Zeichen alter Macht, als Zeichen fester Treue

ist unsre neue Fahne heut' enthüllt.

Ein Ehrentag ist's heut', ein Fest der Weihe

für unsre Gilde, der die Freude gilt!

So weh' uns denn voran, du stolze Fahne,

bei jedem Fest, bei jedem schweren Gang,

ein Zeichen frischen Mut's, ein Zeichen leiser Klage,

ein Gruß für heut', beim frohen Becherklang.

Die neuen Schärpen nehmt von uns entgegen,

euch, Gildebrüder, bringen wir sie dar.

Tragt sie zur Fahne mit auf allen Wegen,

halt't sie in Ehren, nun und immerdar!

 

Weiter war in der Presse zu lesen:

 

»Der zweite Vorsitzende, Heinrich Kreutzfeldt, sprach Worte des Dankes, und wies darauf hin, daß auf demselben Platz im Gründungsjahr 1738 zum ersten Male nach dem Vogel geschossen wurde. Nun ordnete sich der Festzug, der den vielen Zuschauern ein prächtiges Bild bot. Nach fast 1 1/2 stündigem Marsch durch die fahnengeschmückten Straßen löste sich der Zug beim Gildehause »Zur Perle« auf, wo ein Kommers die zahlreichen Teilnehmer noch manche Stunde bei Plaudern und Gesang zusammenhielt.« (Kieler Neueste Nachrichten)

 



In den weiteren Jahren verliefen die 'Gildefeste ohne nennenswerte Ereignisse. Sie fanden zumeist in der »Karlsburg«, hier wurde auf den Vogel geschossen, und im Gildehaus »Zur Perle« statt, wo dann die Geselligkeiten stattfanden.

 

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